Der Respekt vor der Andersartigkeit bzw. dem Individuellen und die Achtung und Würde des Kindes sind die wesentlichen Leitmotive unseres Arbeitens. Wir sind christlich, aber nicht konfessionell gebunden und anderen Religionen und Weltanschauungen gegenüber offen.
Der Kindergarten als Organismus mit seiner Vielfalt an Interaktionen schafft den Raum für eine lebendige Pädagogik, eine Erziehungskunst! Wir wollen dem Kind im Denken, Fühlen und Wollen durch freudiges Tun nachahmenswerte Vorbilder sein und dem Kind durch menschliche Wärme und Vertrauen Geborgenheit vermitteln.
Zu fördern und zu respektieren, was aus dem Kind herauskommt und sich im Spiel zeigen möchte, ist für uns von großer Bedeutung. Durch ein altersentsprechendes Heranführen der Kinder an die Möglichkeit der Partizipation kann das Kind immer mehr erfahren, dass es durch sein eigenes Handeln „die Welt beeinflussen, verändern“ kann. Je kleiner die Kinder sind, desto ursprünglicher und grundlegender sind die Angebote für die Kinder, je älter sie werden, umso differenzierter und anspruchsvoller werden die Aufgaben und Möglichkeiten.
Eine Grundlage unseres Seins ist die Gesundheit. Nicht die Krankheit und deren Bekämpfung steht im Vordergrund, sondern die Gesundheit und ihre Voraussetzungen (Salutogenese). Wir bemühen uns im Kindergarten die Bedingungen zu schaffen, unter denen Kinder sich leiblich, seelisch, geistig und sozial gesund entwickeln können. Hierzu gehört für uns vor allem die Pflege der Sinne. Durch eine reiche Sinnespflege fördern wir die Gesundheit der Kinder. Den Drang des gesunden Kindes zu lernen, zu erforschen und zu verstehen greifen wir auf und machen ihn zu einer Grundlage unseres pädagogischen Handelns. Unterstützt wird dies noch durch eine bewusste Ausgestaltung unserer Räume (sowohl im Innenwie auch im Außenbereich), die eine Entfaltung der Sinne der Kinder in Ruhe ermöglicht.
Die besonders zu fördernden Kinder werden in erster Linie in den Kindergartenalltag und in das Geschehen mit den Regelkindern integriert. Gemeinsam lernen alle Kinder die jeweils Anderen mit all ihren Schwächen und Stärken zu akzeptieren und das Zusammenleben in dieser Vielfalt als eine große Bereicherung zu erfahren. Die besonders förderungsbedürftigen Kinder werden innerhalb des Gruppenlebens durch unsere heilpädagogische Fachkraft besonders betreut. Grundlage für ihre Arbeit ist die gründliche Kinderbeobachtung, welche das leibliche und seelische Verhalten gleichermaßen berücksichtigt. Aus der Aufarbeitung dieser täglichen Verhaltensbeobachtung entwickelt die Heilpädagogin ihre therapeutische Arbeitsweise und den Förderbedarf, der immer auch mit den anderen Kollegen abgestimmt wird. Für alle Kinder gilt, dass wir in erster Linie einen salutogenesischen Ansatz in der Arbeit leben.
Der Tagesablauf enthält immer wiederkehrende Schwerpunkte, wie freies Spiel, geführte Sing- Kreis-Finger- und Wort-Spiele, gemeinsames Essen, freies Spiel im Garten und eine Geschichte oder ein Puppenspiel vor dem Mittagessen.
Das Miterleben und tätig sein in dem Zusammenhang Mensch und Natur, wie z. B. durch
gemeinsames Säen, Ernten, Einkochen, Laubrechen oder Bienenpflege sind wesentliche Inhalte in der Gestaltung des Wochen-, Monats- und Jahreslaufes. Kulturimpulse, die uns im Zusammenhang mit dem kleinen Kind wichtig erscheinen, wie z. B. Malen mit Blöcken oder Aquarellfarbe, Kneten mit Erd-Bienenwachs, Singen, Reimen, Geschichten, vorbildhaft eingesetzte Sprache mit dem Genuss und der Freude an gehaltvollen Worten und gemeinsam mit Eltern Feste feiern, sowie das Hinleben auf die Jahresfeste, prägen unseren Alltag.
Hierbei sinnhafte Tätigkeiten überschaubar, durchschaubar und nachvollziehbar für das Kind zu gestalten, damit die Kinder dabei mitgestalten und altersgemäße Erfahrungen sammeln können, ist von wesentlicher Bedeutung für das Kind, denn dies bietet ihm Sicherheit, Eigenwirksamkeit und Erfolge, so dass ein positives Selbstbewusstsein entwickelt werden kann.
So tauchen regelmäßig durch das Jahr immer wieder gleiche Tätigkeiten auf, wie z. B. das Herstellen von Kräutersalz, Calendula Salbe oder Holunderblütensirup (Ernte aus unserem eigenen Garten). Auch im Wochenrhythmus gibt es viele Möglichkeiten für die Kinder, z. B.:
– Hirseküchlein zubereiten
– Schnitzen, Nähen, Filzen
– Stifte mit Öl putzen
– Spülmaschine ausräumen
– Kräutertee mahlen und abfüllen
– Plätzchen backen, Brot backen, usw.,
um Schaffensfreude, Förderung der Feinmotorik, Kraftdosierung und auch die Ausdauer- und Konzentrationsfähigkeit zu schulen. Im „Königsjahr“, also in dem letzten Kindergartenjahr, kann man bei den Kindern sehen, wie viele kindliche Kompetenzen und Lebenspraxis sie durch die ganzen Kindergartenjahre, durch das immer wieder gleiche Erleben und Mittun, bekommen haben. Sie sind stolz, wenn sie nun schon z. B. alleine den Holunderblütensirup ansetzten dürfen, den Kuchen für ein Geburtstagskind machen können oder einem kleineren Kind beim Anziehen helfen können.
Das freie Spiel der Kinder im Innen- und Außenbereich wird von den Erzieherinnen beobachtet und bewusst begleitet, sie helfen dort wo es nötig ist und lassen den Kindern den freien Raum zum Ausprobieren ihrer eigenen Möglichkeiten und Spielbedürfnisse. Das sehr freilassende Spielmaterial, wie z. B. Tücher, Bänke, Bretter oder verschiedene Naturmaterialien unterstützt die verschiedenen Impulse und Ideen der Kinder. In seinem Spiel ist das Kind stets in Bewegung, experimentiert und untersucht das Material mit seiner Beschaffenheit und erfährt so ursprüngliche Gesetzmäßigkeiten.
An zwei Tagen in der Woche sind die Kinder den ganzen Tag draußen. Einmal am sogenannten Lehmofentag, an dem es selber gebackene Brötchen aus dem Lehmofen gibt, und dann jeden Donnerstag am sogenannten Waldtag. Wir gehen an diesem Tag zu der befreundeten Einrichtung, dem Waldhof. Hier ist der Umgang mit den Schafen, den Hühnern oder die Arbeit der dort tätigen Menschen im Vordergrund der Erlebniswelt der Kinder. Auch bietet der Wald besonders in der Sommerzeit eine Vielfalt an Lernmöglichkeiten, gerade im intensiven Kennenlernen der Elemente Wasser, Luft und Erde (Element Feuer: der Lehmofentag oder im Winter der Holzofen im Gruppenraum).
Eine vertrauensvolle Beziehung zu den Eltern ist uns ein zentrales Anliegen. Neben dem
alltäglichen Informationsaustausch bieten wir den Eltern regelmäßig Gesprächstermine an, in denen wir uns intensiv über die Entwicklung des Kindes und seinen individuellen
Entwicklungsstand austauschen. In den 9 – 10 Elternabenden pro Jahr sind wir immer flexibel, was die Themen oder die Bedürfnisse der Eltern oder der Kindergruppe angeht. In den regelmäßig erscheinenden kleinen Rundbriefen schreiben wir den Eltern, zum einen was gerade in der Gruppe lebt und zum anderen wichtige Informationen den Alltag oder Feste betreffend.
Die Eltern nehmen an regelmäßigen Gartennachmittagen teil, an denen gemeinsam mit
den Kindern im Garten gearbeitet wird. Den Abschluss solch eines Nachmittags bildet dann das gemeinsame Abendbrot, zu dem jeder etwas beisteuert. Jedes Kindergartenkind und dessen Familie wird einmal im Laufe seiner Kindergartenzeit von uns Zuhause besucht.